Bei der Leichtathletik-WM in Berlin stellte Usain Bolt vor wenigen Tagen mit 9,58 Sekunden einen neuen Weltrekord im 100-Meter-Sprint auf, wobei er nicht nur seine eigene bisherige Rekordmarke um 11 Hundertstelsekunden unterbot, sondern auch um 4 Hundertstel unter der Topleistung von Ben Johnson blieb, der damals (Olympische Spiele in Seoul 1988) bis oben hin mit Dopingmitteln voll gepumpt war.
Und wirklich: Gleich nach dem Rennen wurde der Vorwurf des Dopings in den Raum gestellt. Seither bemühen sich (und bemüht man) Leistungsdiagnostiker und Sportmediziner, diese Vorwürfe mit der Erklärung, Usain Bolt sei ein physio-mechanisches Wunderwerk der Natur, aus der Welt zu schaffen.
Doch mit sportlichen Höchstleistungen ist es wie mit der Schönheit: Wenn jemand unglaublich schön ist (Angelina Jolie, Sharon Stone, Catherine Zeta-Jones, um nur einige Beispiele zu nennen), dann hat (fast) immer ein Chirurg nachgeholfen; wenn jemand eine sportliche Leistung erbringt, die alle bisherigen Rekorde geradezu zertrümmert, wie groß ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass kein Doping im Spiel war?
In diesem Zusammenhang muss auch darauf hingewiesen werden, dass man es mit Trainingskontrollen auf Jamaica nicht allzu ernst nimmt und trotzdem immer wieder Sprinter wegen Dopings gesperrt werden (erst vor kurzem wurden mindestens 5 Mitglieder der WM-Mannschaft wegen Dopings gesperrt). Dass die Proben in Berlin negativ ausfallen (werden), ist zu erwarten und darf nicht überraschen. Welcher Topathlet nimmt heutzutage noch unmittelbar vor einem Wettkampf verbotene Substanzen zu sich? Angesichts des umfangreichen Wissens bei Managern und Betreuern in Bezug auf Doping im Allgemeinen und insbesondere die Abbauzeiten der Substanzen im Körper, kann, sollte doch einmal ein Spitzensportler erwischt werden, nur von einem „Betriebsunfall“ gesprochen werden. Auch sind sich die Sportverbände im Klaren, dass sie Stars brauchen, um Großereignisse vermarkten zu können – hätte das 100-Meter-Finale der Herren so viele Zuschauer gehabt, wenn nicht zuvor so ausgiebig über das Duell der Superstars Bolt und Gay gesprochen worden wäre? -, weshalb davon auszugehen ist, dass die eine oder andere positive Dopingprobe unter den Tisch fällt. Man denke nur an die USA, wo in den 80-er Jahren etliche Stars wie Carl Lewis vor Olympischen Spielen positiv getestet wurden, aber trotzdem und an den Wettkämpfen teilnehmen und gewinnen durften.
Natürlich sind nicht alle Spitzensportler gedopt und Topleistungen mögen auch ohne die Einnahme verbotener Substanzen und ohne technische Tricksereien möglich sein, aber Skepsis und Zurückhaltung beim Jubeln sind angebracht, damit nicht später das böse Erwachen erfolgt...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen