Wenn man die Zeitungs- und Fernsehberichterstattung der letzten Tage und Wochen genauer betrachtet, kann man sich des Eindrucks nur schwer erwehren, dass es so etwas wie unabhängigen oder gar objektiven Journalismus auch in seriösen Nachrichtenredaktionen nicht mehr gibt. Die weltweite Berichterstattung wird vielmehr von einigen wenigen Presseagenturen bestimmt, die unter Berücksichtigung wirtschaftlicher und politischer Interessen die Meldungen vorsortieren und Missliebiges unterdrücken. In den einzelnen Redaktionen wird dann nochmals im Sinne der jeweiligen Eigentümer selektiert.
Nur ein Beispiel:
Vor wenigen Wochen fanden bekanntlich Präsidentenwahlen im Iran statt, die angeblich von dem im Westen äußerst unbeliebten Amtsinhaber Mahmud Ahmadinejad gewonnen wurden. Aller Wahrscheinlichkeit nach kam es dabei zu Manipulationen, aber ziemlich sicher nicht in dem Ausmaß, wie es Opposition und westliche Staaten vermuten. Es spricht einiges dafür, dass die geistliche Führung sich und ihrem Kandidaten lediglich einen zweiten Wahlgang ersparen wollte. Sofort wurde Wahlbetrug geschrien, es kam zu Massenprotesten, zahlreiche Menschen starben, wurden verletzt oder verschwanden im Gefängnis. Über all dies wurde und wird in aller Ausführlichkeit in den Medien berichtet, und zwar sehr kritisch, um nicht zu sagen - empört. Jede Auflösung von Versammlungen, jeder Schlagstock- und Tränengaseinsatz schafft es in die Fernsehnachrichten und die wichtigen Zeitungen, ganz so, als ob in Europa oder Nordamerika nie gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen würde. Erinnert sich noch jemand an den G 20 – Gipfel in London?
Nur wenige Tage nach dem Beginn der Proteste im Iran wurde Honduras´ Präsident Manuel Zelaya von Soldaten außer Landes geschafft. In diesem Fall besteht kein Zweifel, dass er rechtmäßiges Oberhaupt seines Landes ist. Proteste seiner Anhänger wurden und werden ebenfalls blutig niedergeschlagen, es gab etliche Tote. Ihm selbst wird seither die Rückkehr ins Land verweigert. Während in den ersten zwei, drei Tagen ausführlich über die Vorgänge in Honduras berichtet wurde, ist jetzt kaum noch etwas zu vernehmen.
Die Vorfälle im Iran und in Honduras sind einander sehr ähnlich, in beiden Fällen gab es Tote und Verletzte, doch während über die Lage im Iran nach wie vor in großem umfang und sehr engagiert berichtet wird, hat man den Staatsstreich in Honduras still und heimlich so gut es geht unter den Teppich gekehrt. Hängt das vielleicht damit zusammen, dass die Länder, in denen die wichtigsten Nachrichtenagenturen und Medienkonzerne ihren Sitz haben, namentlich die USA, Großbritannien und Frankreich, großes Interesse daran haben, die iranische Führung als böse und gefährlich darzustellen, aber insgeheim froh sind, dass Honduras nicht länger von einem unliebsamen linksgerichteten Präsidenten regiert wird? Ist nicht vielleicht die ganze angebliche Bedrohung durch den Iran nur gezielte Propaganda, um allfällige Bombardierungen oder andere kriegerische Handlungen zu rechtfertigen?
Ein ähnliches Ungleichgewicht in der Berichterstattung ist auch in vielen anderen Fällen zu beobachten. Vor allem negative Meldungen über Großkonzerne, aber auch über Verfehlungen der USA und anderer Länder tendieren dazu, sehr rasch wieder aus den Medien zu verschwinden. Ganze Länder sind schon der medialen Willkür einzelner Medienkonzerne ausgeliefert (z.B.: Italien), aber weltweit wird es schwieriger (wenn nicht gar unmöglich), sich über Konflikte, Probleme, politische und wirtschaftliche Vorgänge ausgewogen zu informieren. Die medialen Informationen werden mittlerweile zum größten Teil von einigen wenigen „Medienzaren“ und einer Handvoll Nachrichtenagenturen kontrolliert und beherrscht, die uns ein nach ihren Vorstellungen gestaltetes Weltbild präsentieren. Das Internet mit seinen (noch) demokratischen Strukturen sowie kleine unabhängige Fernseh- und Radiosender haben dem auf Dauer wenig entgegenzusetzen.
Finden wir uns mit dieser Situation – dieser beinahe schon Mediendiktatur - ab, die ja so bequem ist und so schöne Bilder produziert, oder sind wir bereit, für objektive und umfassende Berichterstattung zu kämpfen und diese notfalls in die eigenen Hände zu nehmen?
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