29 Juli 2009

Die Schwimm-WM 2009 ist eine Farce

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Sind in den vergangenen Jahren die besttrainierten Athleten in den Becken dieser Welt zum Sieg geschwommen, findet bei den derzeit in Rom abgehaltenen Weltmeisterschaften ein Wettkampf der neuentwickelten Schwimmanzüge statt. Einige Weltklassesportler, die im Vorfeld noch gehofft hatten, dass Spitzenzeiten und Goldmedaillen auch ohne die Wunderanzüge, die zusätzlichen Auftrieb butterfly erzeugen, zu erreichen wären, wurden mittlerweile eines Besseren belehrt. Nicht einmal Michael Phelps, der dominierende Schwimmer der letzten fünf Jahre und neunfache Goldmedaillengewinner bei den olympischen Spielen in Peking, war bisher imstande, den Athleten mit den Wunderanzügen Paroli zu bieten, und musste die erste Niederlage seit vielen Jahren hinnehmen. Man wird sich jetzt vielleicht verwundert fragen, warum dem besten Schwimmer der Gegenwart nicht auch der beste und modernste Schwimmanzug zur Verfügung steht. Sein Ausrüster hat wohl die neuesten technischen Entwicklungen verschlafen und war nicht in der Lage, ihn für diese Wettkämpfe mit dem besten Material zu versorgen. Und er ist nicht der einzige Sportler, der von diesem Handicap betroffen ist.

Es steht außer Frage, dass die neuartigen Schwimmanzüge nicht dem Reglement entsprechen und somit nicht verwendet werden dürften. Doch der Internationale Schwimmverband hat zum Leidwesen etlicher Sportler, Trainer und des Publikums entschieden, die umstrittenen neuen Anzüge, deren Existenz schon seit geraumer Zeit bekannt ist, erst mit Anfang 2010 zu verbieten. Warum? Diese nicht nachvollziehbare Entscheidung wird ihre Ursache doch wohl nicht in dem Umstand haben, dass der Hersteller dieser Wunderschwimmanzüge Großsponsor der Weltmeisterschaften in Rom ist? Und wenn man schon so eine Entscheidung fällt, dann hätte man wenigstens im Sinne sportlicher Fairness dafür sorgen müssen, dass das neue Material ausnahmslos allen Athleten zur Verfügung steht.

Die Schwimm-WM 2009 in Rom ist kein sportlicher Wettkampf, sondern eine High-Tech-Materialschlacht, bei der viele großartige Sportler auf der Strecke bleiben. Und auch wir, das Publikum werden in Zukunft unter dieser nicht nachvollziehbaren Entscheidung, die neuartigen Schwimmanzüge nicht mit sofortiger Wirkung zu verbieten, zu leiden haben, denn es steht zu befürchten, dass die Weltrekorde, die in jetzt in Rom nur so purzeln, in den kommenden Jahren nicht einmal mehr annähernd erreicht werden können.

P.S.: Alle bisherigen Goldmedaillengewinner der WM 2009 trugen die neuartigen Wunderanzüge.

Nachtrag (2.August, 2009): Im Verlauf der Wettkämpfe hat sich herausgestellt, dass im Delfinschwimmen (Butterfly) die Verwendung der neuartigen Anzüge keinen allzu großen Vorteil bringt, wahrscheinlich weil bei diesem Schwimmstil die Gleitphasen im Wasser kürzer sind. Zumindest in einigen Bewerben zählt also die Leistung der Athleten doch noch mehr als materialtechnischer Fortschritt.



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