07 Juli 2009

Der “King of Pop” ist tot! – Es lebe die Geschäftemacherei!

Bookmark and Share

michael-jackson Wie bei jedem „Großereignis“ in unseren Tagen üblich, ist auch nach dem Tod von Michael Jackson sofort die Vermarktungsmaschinerie auf Hochtouren angelaufen. Schon Minuten nach dem Bekanntwerden seines Ablebens haben die ersten Autogrammhändler die Preise für signierte Photos auf das vier- bis fünffache angehoben und die Souvenirhändler haben begonnen, ihre Lager zu entrümpeln und alles auf den Markt zu werfen, was nur irgendwie in Zusammenhang mit dem „King of Pop“ gebracht werden kann. Jeder, der irgendwelche Michael-Jackson-Produkte anzubieten hat, freut sich über den Tod des „King of Pop“ wie über einen Lotto-Sechser und kalkulieren schon die fetten Gewinne. (Es scheint fast, als hätte so mancher auf ein baldiges Ableben des ehemaligen Popsuperstars gehofft).

Auch die Plattenfirma und die Download-Portale reiben sich die Hände, denn seine Alben und Lieder verkaufen sich plötzlich wieder prächtig. Offensichtlich überwinden viele, die seiner Musik bisher nichts abgewinnen konnten, ihre Abneigung und erliegen dem Wahn, etwas erwerben zu müssen, nur weil der Künstler nicht mehr unter den Lebenden weilt. (Echte Fans können ja wohl kaum unter den Käufern sein, denn die müssten die Alben schon längst ihr Eigen nennen.) und es steht zu befürchten, dass wie in vielen ähnlichen Fällen – man denke etwa an Jimi Hendrix – bald alles was an Demos, Livemitschnitten und sonst unveröffentlichtem Songmaterial vorhanden ist und aufgrund mangelnder Qualität nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat, auf die kauf- und sensationslüsterne Allgemeinheit losgelassen wird.

Überhaupt kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die wenigsten – nicht einmal die Fans – wirklich trauern. Man schein t sich eher zu freuen, dass der in den letzten Jahren nicht mehr sonderlich erfolgreiche Michael Jackson nun keine weiteren negativen Schlagzeilen mehr liefern kann und wieder in einem Maße im Mittelpunkt des Interesses steht, wie es ihm als Lebendem wohl nie mehr beschieden gewesen wäre. Außerdem bietet sich den Fans vor Ort die Gelegenheit zur Selbstdarstellung vor Kameras aus aller Welt (wer wird sonst schon gefilmt, nur weil er Karten für ein Event ergattert hat?) und die Chance, in der Nähe eines Großereignisses zu sein, über das lange im Gedächtnis bleiben wird. Wer hat es nicht gerne, sagen zu können: „Ich war dabei.“ Und im Umfeld des Verstorbenen sieht mancher nach Jahren ständig sinkender Einnahmen die Chance auf den großen Reibach.

Nicht einmal die engste Familie scheint zu trauern, denn es hat ganz den Anschein, als wäre der Streit um das Erbe und die weitere Vermarktung der „Geldmaschine“ des Jackson-Clans voll entbrannt. War er für die Familie wirklich nicht mehr als „die Gans, die goldene Eier legt“?

Die Trauerfeierlichkeiten im Staples Center werden aller Voraussicht nach wenig mit echter Trauer zu tun haben, sondern der Selbstdarstellung der auftretenden Künstler, von denen so mancher seine besten Zeiten schon lange hinter sich hat und offenbar wieder Aufmerksamkeit erwecken möchte, dienen. Außerdem wird versucht, mit der Übertragung neue Zuschauerrekorde aufzustellen, verfällt also demselben Größenwahn, der auch zum Niedergang von Michael Jackson beigetragen hat. Und in einigen Wochen gibt es sicherlich das Live-Album und die DVD zu kaufen...


Als echter Fan sollte man sich dem Hype um die Trauerfeierlichkeiten und die Beerdigung und die damit verbundene Geschäftemacherei verweigern und lieber zu Hause ein Album des Verstorbenen auflegen – am besten „Off The Wall“, das eine Frische und ein Selbstvertrauen erkennen lässt, die den nachfolgenden Alben fehlen, und auch noch völlig frei von Größenwahn ist – und still und besinnlich des verehrten Künstlers gedenken.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Label Cloud