22 Juli 2009

Krise, welche Krise? - Das Spekulieren geht munter weiter

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Die so genannte Wirtschaftskrise, die bekanntlich als reine Spekulantenkrise begonnen hat, zieht immer weitere Kreise. Kaum eine Branche bleibt noch von Umsatzrückgängen, Kurzarbeit und ähnlichen Problemen verschont. Die Arbeitslosenzahlen steigen bedenklich an, die Realwirtschaft schrumpft. Alle haben unter der angespannten Wirtschaftslage zu leiden.

 

lloydslondon Alle? Nein, eine kleine, aber mächtige Gruppe scheint von alledem nicht betroffen zu sein, nämlich die Investmentbankiers, die Spekulanten, die das ganze Chaos verursacht haben. Kaum einer der Herren (Damen sind in dieser Branche in höheren Positionen sehr rar) musste seinen Posten räumen, und die wenigen, die nicht bleiben durften, wurden mit satten Bonuszahlungen und Abfertigungen in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet oder klagen gerade die ihnen angeblich zustehenden Riesenbezüge ein. Für die „guten“ Leistungen im vergangenen Jahr, dem Höhepunkt des Finanzdebakels, wurden alleine von an der Wall Street ansässigen Banken und Wertpapierhäusern umgerechnet mehr als 13 Milliarden Euro (!) an Boni ausbezahlt, während die Staaten panikartig hunderte, wenn nicht gar tausende Milliarden Euro in die internationalen Finanzmärkte pumpten, um einen Zusammenbruch dieses so großartig funktionierenden Systems zu verhindern, Geld, das wir, die für dumm verkauften Steuerzahler, und unsere Kinder werden zurückzahlen müssen.

So sieht also der viel gepriesene globalisierte Finanzmarkt aus. Irgendwelche Investmentbanker und gierigen Finanzhaie erfinden dubiose Anlageformen,
das Ganze geht, wie nicht anders zu erwarten, den Bach hinunter – und die dumme Allgemeinheit darf dafür geradestehen. Warum? Weil unsere gar so fähigen Regierungen, die zuerst mit hemmungsloser und gedankenloser Deregulierung der internationalen Finanzströme erst diese hochriskanten Spekulationen ermöglicht haben, nach dem seit Jahren angekündigten Platzen der US-amerikanischen Immobilienblase völlig hirnlos die von Premierminister Gordon Brown vorexerzierte Strategie, die Finanzmärkte durch Milliardenhilfen für die Banken zu stabilisieren, nachgeahmt haben, dabei völlig übersehend, dass dieser nur an einer Rettung des Finanzplatzes London interessiert war und ist. Im Endeffekt finanziert nun mehr oder weniger die ganze Welt das weiter bestehen und künftige Gedeihen der beiden größten Finanzplätze London und New York. Ja, damit die dortigen Banker auch weiterhin ihre unverschämt hohen Bonuszahlungen einstreifen können, müssen wir alle zahlen.

So, wie sich dieses System zur Zeit darstellt, ist es nicht mehr und nicht weniger als ein Sozialismus für die Reichen. So lange die Geschäfte gut gehen, machen sie enorme Gewinne (die, es sei nur am Rande erwähnt, kaum versteuert werden), geht etwas daneben, dann werden die Verluste einfach auf die Staaten, die sich nur ja nicht einmischen sollen, und damit auf die kleinen Steuerzahler abgewälzt. Es darf aber nicht sein, dass diejenigen, die bewusst hohe Risiken eingehen und mit dubiosen Wertpapieren und anderen „Finanzprodukten“ handeln, die Verluste, die durch solch verantwortungsloses Handeln entstehen, nicht selbst zu tragen haben. Wer viel gewinnen will, muss auch bereit sein, für allfällige Verluste geradezustehen.

Die Finanztransaktionen müssen besser als bisher überwacht, neue Anlageformen vor der Markteinführung viel genauer geprüft und überhaupt dafür Sorge getragen werden,
dass weniger spekuliert, sondern wieder vermehrt investiert wird. Zwar wird ständig von Investitionen und Investmentbanken gesprochen, aber das ist eine Irreführung, denn es wird eben nicht investiert, sondern lediglich spekuliert. Von Investition kann nämlich nur dann gesprochen werden, wenn damit Arbeitsplätze, Produktionsanlagen, etc. geschaffen beziehungsweise bestehende verbessert und ausgebaut oder aber neue Produkte entwickelt werden. Von dem Geld, das da täglich um den Globus gejagt wird, haben jedoch Industrieunternehmen und überhaupt alle, die produktiv tätig sind, rein gar nichts. Dafür wird etwa jedes Barrel Erdöl oder jede Tonne Weizen hunderte Male spekulativ gekauft und verkauft und damit verteuert, bevor der Rohstoff zur Verarbeitung gelangt. Und wir alle werden geschröpft, damit einige wenige Großspekulanten zu immer noch mehr Geld kommen, mit dem sie dann nichts anzufangen wissen.

Deshalb muss jetzt schleunigst gehandelt, müssen die Finanzströme besser streetsofpoland überwacht, Transaktionen besteuert und Managergehälter (besonders auf dem Bankensektor) beschränkt werden, damit nicht wieder die gleiche Art von Hochrisikogeschäften eine neue Krise verursacht. Leider stehen die Chancen für ein Lernen aus der Krise und daraus resultierenden tief greifenden Änderungen schlecht, denn erste Anzeichen deuten darauf hin, dass alles so weiterläuft wie bisher. Wie, wenn nicht durch Spekulation, lässt sich erklären, dass die Aktienkurse bereits wieder kräftig steigen, während die reale Wirtschaftsleistung zurückgeht und immer mehr Menschen ihre Arbeit verlieren?

Da die Politiker und die Profiteure dieses Systems kein einsehen haben, steht zu befürchten, dass wir in etwa fünf bis sieben Jahren von der nächsten Krise „überrascht“ werden.

Lasst uns den Irrglauben, Geld würde arbeiten und aus Geld ließe sich mehr Geld machen, über Bord werfen!

 

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