Es ist wieder einmal so weit. Das Kasperltheater um das iranische Atomprogramm geht in die nächste Runde. Internationale Experten inspizieren eine Anlage, in der noch nicht einmal Geräte aufgebaut sind, weil „der Westen“, also allesamt Staaten, die entweder selbst über Atomwaffen verfügen oder deren Stationierung auf ihrem Hoheitsgebiet dulden, befürchtet, der Iran könnte sein Atomprogramm für militärische Zwecke nützen. Permanent wird darauf hingewiesen, dass sich die iranische Regierung kooperativ verhalten und sich das Vertrauen des Westens erwerben müsse. Doch wie sieht es umgekehrt aus? Kann der Iran dem Westen, vor allem den USA, vertrauen? Betrachtet man die Fakten in diesem herbei geredeten „Atomkonflikt“ einmal näher, und zwar ohne auf die westliche Propaganda hereinzufallen, die lediglich unterschwellige Ängste schüren will.
1. Es gibt jede Menge Atommächte. Die offiziellen Atommächte sind: USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich. Dazu kommen die faktischen Atommächte: Indien, Pakistan, Israel, Nordkorea. Südafrika hat sein Atomprogramm offiziell aufgegeben, doch was genau damit passiert ist, weiß man nicht, da alle Unterlagen darüber beim Amtsantritt von Nelson Mandela „verschwunden“ sind. Die Atommächte verfügen zurzeit über mindestens 12196 aktive Sprengköpfe (insgesamt ungefähr doppelt so viele), wobei der Löwenanteil auf die USA (5521) und Russland (5682) entfällt. Mit Hilfe dieser Sprengköpfe könnte man die Erde hunderte Male zerstören. Warum als diese Furcht vor ein paar mehr?
2. Die USA sind bis heute der einzige Staat, der Atomwaffen eingesetzt hat, bekanntlich zwei Atombomben gegen Japan. (Und sie hätten noch eine dritte abgeworfen, wäre diese nicht auf dem Transport nach Hawaii gesunken.)
3. Die islamische Republik Iran hat seit ihrer Ausrufung 1979 keinen anderen Staat angegriffen und war nur in einen einzigen militärischen Konflikt verwickelt, den Krieg mit dem Nachbarn Irak, der mit kräftiger Unterstützung der USA über den Gottesstaat herfiel.
4. Die verbalen Ausfälle von Präsident Ahmadinejad mögen in manchen Ländern, vor allem in Israel, für eine gewisse Beunruhigung sorgen, aber das ist nicht mehr als leeres Geschimpfe um innenpolitisch zu punkten. Außerdem sind Politiker anderer Länder auch nicht gerade zimperlich in der Wahl ihrer Worte, man denke an israelische Amtsträger, die nicht müde werden zu betonen, dass man die Hisbollah und die Hamas „auslöschen“, „vernichten“ müsse.
5. Sollte der Iran tatsächlich ein geheimes militärisches Atomprogramm betreiben, dann ist es mit Sicherheit defensiv ausgerichtet. Das Land ist Pakistan, der Türkei, aber auch Israel militärisch zurzeit massiv unterlegen – und von US-Militärbasen umzingelt. Wenn die Führung den Bau von Atomwaffen anstrebt, dann nur, um die militärisch übermächtigen Nachbarn von „Dummheiten“ abzuhalten. Und nicht zuletzt respektieren die USA – auch unter Barack Obama hat sich daran bis jetzt nichts geändert – nur Staaten, die in der Lage sind, ihnen militärisch wehzutun. Deshalb auch der vorsichtige Umgang mit Nordkorea.
6. Um eine Bedrohung durch den Iran zu konstruieren, bedienen sich die USA derselben Methoden, die sie gegen Japan vor dem 2.Weltkrieg und gegen den Irak vor dem 2.Golfkrieg angewandt haben. Es werden alle möglichen Verdächtigungen in den Raum gestellt und der „Feind“ als grundlos böse charakterisiert. Denn welchen Grund sollte die Führung des Iran haben, irgendwen anzugreifen? Wie alle politischen Systeme trachtet auch iranische in erster Linie danach, selbst zu überleben. Jeder Angriff auf Israel, die Türkei, Pakistan oder amerikanische Einheiten hätte einen sofortigen massiven Gegenschlag zur Folge. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass der Iran allfällige Atomwaffen nur einsetzen würde, wenn das Land angegriffen würde und die eigene Vernichtung drohte. Außer man nimmt, wie schon erwähnt an, die Führung in Teheran wäre einfach von Grund auf böse...
7. Der Iran verdient denselben Respekt wie jeder andere Staat. Wenn vom „Westen“ behauptet wird, man könne dem Iran und insbesondere seiner Führung nicht vertrauen, dann muss aber auch umgekehrt fragen, ob der Iran dem „Westen“ vertrauen kann, den USA, die die UNO und die Welt belogen haben, um den Irak angreifen zu können, Großbritannien, das willfährig mitgemacht hat, etc. Wenn westliche Experten iranische Atomanlagen inspizieren dürfen, dann wäre es nur gerecht, iranische Experten z.B. amerikanische Einrichtungen in Augenschein nehmen zu lassen. Das würde wirklich Vertrauen schaffen.
8. Daran, dass der Iran über das Know-how für die Herstellung atomarer Waffen verfügt, sind die USA maßgeblich verantwortlich. Sie waren es, die über einen ihrer Geheimdienste Pläne zum Bau von Zündern für Atomsprengköpfe an den Iran weitergegeben haben. Die Übergabe fand in Wien statt. Man bediente sich eines russischen Wissenschafters, der absichtlich fehlerhafte Pläne bei einer Briefkastenfirma deponieren sollte. Der Wissenschafter sah sich jedoch die Pläne durch, fand sofort die Fehler und korrigierte diese. Wie viele Probleme entstehen nur deshalb, weil sich die USA einbilden, gescheiter zu sein als alle anderen!
9. Ohne die Einbeziehung des israelischen Atomprogramms kann, ja darf ein allfälliger Atomverzicht des Iran nicht verhandelt werden. Der “Westen” darf nicht immer nur auf einzelne Länder losgehen, es muss in größeren Zusammenhängen gedacht werden. Der Ruf muss lauten: “Für einen atomwaffenfreien Nahen und Mittleren Osten!”
Aufgrund bis jetzt unbegründeter Verdächtigungen ein friedliches Land an den Pranger zu stellen, ist in höchstem Maße unfair – und es ist eine besonders schändlich, dass sich die UNO dabei mitspielt.
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