Das Nobelpreiskomitee hat in den vergangenen Jahren immer wieder überraschende und manchmal recht unglückliche Entscheidungen getroffen, wenn es darum ging, Vorkämpfer für das Wohl der Menschheit auszuzeichnen. Dass diesmal die Wahl auf den neuen amerikanischen Präsidenten gefallen ist, stellt einen neuen oder zumindest lange nicht mehr erreichten Tiefpunkt dar. In der Vergangenheit wurden bisweilen Persönlichkeiten für missglückte Friedensprojekte ausgezeichnet, aber nun jemanden zu ehren, der noch gar nichts geleistet hat, ist ein ziemlich starkes Stück. Wahrscheinlich haben sich die Mitglieder des Nobelpreiskomitees wie so viele andere von der grassierenden Obama-Hysterie anstecken lassen und sind auf seine schönen
Worte hereingefallen. Wenn Barack Obama etwas kann, dann Reden halten. Deshalb tut er dies auch so gerne und so häufig – und sagt dem jeweiligen Publikum genau das, was es hören will. Ein Ankündigungsweltmeister als Friedensnobelpreisträger.
Aber was hat er außer zu reden bisher geleistet? Herzlich wenig. Und vor allem: Was hat er für den Frieden getan? Guantanamo wird geschlossen – irgendwann. Aber sonst? Die Kriege die er geerbt hat, werden weiter geführt, der in Afghanistan wird sogar noch intensiviert. Halbherzig werden einige Folterpraktiken verboten, diejenigen, die diese Methoden angewandt beziehungsweise genehmigt haben, werden aber nicht belangt. Der Siedlungsbau in den von Israel besetzten Gebieten geht unvermindert weiter. Die USA hetzen nach wie vor gegen den Iran, weil dieser auf seinem Recht zur Nutzung der Kernenergie besteht. In Kolumbien stationieren die USA zur Unterstützung des rechten Präsidenten Uribe, dessen Partei in die Ermordung von mindestens 25.000 Zivilisten verwickelt ist.
Die Begründung von Seiten des Nobelpreiskomitees klingt äußerst dürftig. Barack Obama werde „für seine außergewöhnlichen Bemühungen, die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen Völkern zu stärken“ ausgezeichnet. Und er habe die „Hoffnung auf eine atomwaffenfreie Welt“ geweckt. Die Geschichte mit der atomwaffenfreien Welt ist nur eine weitere seiner vollmundigen Ankündigungen. Gerade in der Beziehung hätten die USA mit gutem Beispiel vorangehen und als Zeichen des ernsthaften Willens zur Abrüstung 10% ihrer Atomsprengköpfe verschrotten können, ohne dass sich am Gleichgewicht des Schreckens auch nur das geringste geändert hätte, verfügen doch die US-Streitkräfte über mehr Atomwaffen als alle anderen Atommächte zusammen. Und ob die „Stärkung der internationalen Diplomatie“ der „Menschheit den größten Nutzen“ leistet, wie es Nobel in der Stiftungsurkunde formuliert hat, sei dahingestellt. Was ist den die Diplomatie anderes als Intrige, Spionage, Betrug und Bestechung? Wie heißt es so treffend
in Egon Friedells „Kulturgeschichte der Neuzeit“ (Band 2, S.1479) Diplomaten sind Meister der Lüge, Handlanger der Hölle, die schlimmste Spielart von Schurken, nämlich Schurken mit gutem Gewissen, denn sie lügen ja „fürs Vaterland“. Und da die Lüge nichts ist, nur die Negation irgendeiner Wirklichkeit, lässt sich mit ihr nie etwas dauerhaft Wertvolles erreichen, wie man an dem Desaster in Afghanistan unschwer erkennen kann. Damit, dass er dieser Spiegelfechterei, die sich Diplomatie nennt wieder mehr Bedeutung verschafft hat, ja damit hat Barack Obama der Welt wahrlich einen großen Dienst erwiesen.
Um in Zukunft nicht wieder in so ein Fettnäpfchen zu tappen und den Friedensnobelpreis nicht weiter zu diskreditieren, sollte selbiger entweder gar nicht mehr oder nur noch posthum verliehen werden.
P.S.: Barack Obama ist selbstverständlich nicht die einzige unglückliche Wahl. Es sei - nur so zum Beispiel - an Simon Perez, Yassir Arafat und den Kriegsverlängerer Woodrow Wilson erinnert.
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