Nachdem die so genannte „Finanzkrise“ Welt vor knapp einem Jahr in Panik versetzt hat und die Politiker sich bemüßigt gefühlt haben, hunderte Milliarden Dollar und Euro in das Finanz- und Bankensystem zu pumpen, um den totalen Kollaps abzuwenden, steht uns jetzt bald die nächste und, wenn man den Experten glauben darf, noch größere Krise ins Haus.
Man kann es kaum glauben, aber während rund um den Globus Arbeitsplätze abgebaut, Krisen- und Stützpakete geschnürt werden, geben sich die „Big Players“, also diejenigen, denen wir das ganze Schlamassel zu verdanken haben, schon wieder hemmungslos ihrer Gier und somit ihren hochspekulativen Spielchen hin. Sie gehen unter den gut dotierten staatlichen Schutzschirmen wieder enorme Risiken ein, als gäbe es kein Morgen.
Vorreiter sind wieder einmal die amerikanischen Großbanken, angeführt von Goldman Sachs, bei denen das Volumen der gehaltenen hochriskanten Derivativpositionen (das sind jene Finanzprodukte, die maßgeblich zum Entstehen der Krise beigetragen haben und als „faule Papiere“ von so vielen Banken irgendwo in den Bilanzen versteckt werden) – trotz des vollmundigen Geredes um strengere Vorschriften und stärkere Risikobegrenzungen für die Finanzbranche – das Vorkrisenniveau längst überschritten hat. Das erklärt wohl auch, warum etliche der Wall-Street-Banken die staatlichen Kredite bereits zurückzahlen konnten und wieder Boni in Millionenhöhe auszahlen.
Und das alles zu einem Zeitpunkt, da die Krise die Realwirtschaft fest im Griff hat und viele Menschen ihre Arbeit verlieren. Die Lage ist so schlimm, dass zum ersten Mal seit langem von Depression gesprochen wird. Zwar zeigen die Konjunkturdaten zum Beispiel für Europa im dritten Quartal 2009 wieder ein leichtes Wachstum an (nachdem es fast 9 Monate nur bergab gegangen war), doch sind sich so gut wie alle Experten einig, dass diese erfreuliche Entwicklung ausschließlich auf die Wirkung der milliardenschweren staatlichen Konjunkturpakete zurückzuführen ist. Wenn diese im kommenden Jahr auslaufen, wird sich erst erweisen, ob der Schub, den die Steuermilliarden der Wirtschaft gegeben haben, diese soweit stabilisieren konnte, dass sie auch aus eigener Kraft Fahrt aufnimmt.
Spekulationen können die neuen Finanzblasen voraussichtlich noch ein bis eineinhalb Jahre auffüllen und derart auch zumindest eine Erholung der Wirtschaft vortäuschen. Freilich: Je länger dies passiert, desto lauter wird der Knall beim unvermeidlichen Platzen. Dann brechen die jetzt Amok laufenden Aktien- und Rohstoffmärkte zusammen. Und die darauf folgende Krise wird um vieles schlimmer sein als die, unter der wir aktuell zu leiden haben, denn die Staaten werden nicht mehr genug Mittel zur Verfügung haben, um stützend einzugreifen.
Dass sich neue Finanzblasen gebildet haben, daran zweifeln mittlerweile auch vorsichtige Experten nicht mehr. Der Chef von DWS, der Fondstochter der Deutschen Bank, Klaus Kaldemorgen, sagte jüngst in einem Zeitungsinterview: „Die Geldpolitik ist so angelegt, dass wir auf eine Blase zusteuern.“
Offensichtlich sind die Manager nicht gewillt, an ihrem hochspekulativen Vorgehen, das ihnen Millionen und Abermillionen an Gehältern und Boni einbringt, auch nur das Geringste zu ändern. Die Politiker können oder wollen keine gesetzlichen Rahmenbedingungen verabschieden, die dem Spekulantentum zumindest ein wenig Einhalt gebietet und die Banken verpflichtet, Risikovorsorge zu betreiben. Der arme Steuerzahler muss das Ganze dann ausbaden. Dieses System, dass nur dazu dienen zu scheint, dass sich einige wenige auf kosten aller schamlos bereichern können, ohne auch nur das geringste zu leisten, darf nicht länger weiter bestehen. Sonst werden wir alle paar Jahre in eine neue Krise schlittern.
Die Zeit scheint reif für eine Revolution...
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