06 September 2009

Sprung ins Ungewisse

Bookmark and Share

 

  Der Mensch kann viel ertragen – wenn er will. Zum Beispiel, wenn er ein großes Ziel vor Augen hat. Aber auch andersherum, wenn die Verbitterung ihn fortreißt, der Zorn ihn aufstachelt, das „Große Trotzdem“, wie man es nennen könnte. Dennoch kann, ja muss es irgendwann zu einer Grenze kommen, wo es heißt: so geht es nicht weiter, so kann man auf Dauer einfach nicht leben.

  Dann denkt er wohl in einsamen Stunden über all das nach, was man „Zufall“ nennt und „Schicksal“ oder „Fügung“, und versucht zu ergründen, ob darin ein Sinn sein könnte, eine Gesetzmäßigkeit zu erkennen wäre. Oder ob er nur herumgewirbelt wird, wie ein welkes Blatt vom launischen Wind.

  So ergeht es einem Mann, der nicht mehr ein noch aus weiß. Was für Sinn soll darin liegen, wenn er ins Kino geht, sich einen Film ansieht, der ihn nicht interessiert, oder eine Bar aufsucht, wo es ihm nicht gelingt, sich zu betäuben; ein weiteres Kino, gleich uninteressant, ein noch anrüchigeres Lokal, wo er mit Geld nur so um sich wirft, ohne dafür auch nur das Geringste zu bekommen? copyrightjps

  Oder was für eine Gesetzmäßigkeit, wenn er ziellos durch irgendwelche Städte irrt, auf Bahnhofsbänken schläft und immer noch wo anders hinfährt, indes seine Verfassung stets elender wird, weil er es nirgendwo aushält. Zu Hause nicht, am Meer und in den Bergen nicht, schon gar nicht in den Metropolen dieser Welt, wo er zwar vorübergehend eine Bleibe findet, aber Stunden und Tage auf der Lauer liegen müsste, um ein Gespräch von wenigen Augenblicken zu erhaschen. Und dann, was für ein Gespräch...

  Genauso ausweglos ist es von Jugend an. Ein gewaltsames Herausspringen scheint die einzige Möglichkeit...

+++

  Ach ja, Titel und Würde, ein festes Einkommen, teures Gewand – ist damit schon das Leben gewonnen? Geht die Verwahrlosung nicht von innen aus?

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Label Cloud